Harte Bestrafung für Frust-Schuhwurf
Philipp Scopp, 18.03.2016

Wittenberg -
Verteidiger Daniel Gallin steht den Verbandsliga-Fußballern des FC Grün-Weiß Piesteritz in den nächsten sieben Begegnungen nicht zur Verfügung. Das Sportgericht des Landesverbandes hat laut Staffelleiter Stephan Gräfe den Schuhwurf des 27-Jährigen rückwärts über den Kopf hinweg als grobe Unsportlichkeit gewertet.
Rückblick: In der letzten Minute des Spiels gegen Lok Stendal (2:2, 12. März im Volkspark) erhielt Gallin von Schiedsrichter Frank Hildebrandt die Gelb-Rote Karte, weil er den Ball ohne Schuh gespielt hat. Etwas frustriert über diese Entscheidung, warf er den Schuh wie erwähnt durch die Luft. Dieser segelte in Richtung Schiri, der daraufhin in Deckung ging. FC-Chefcoach Heiko Wiesegart bezeichnet die gestrige Entscheidung des Sportgerichts als „sehr hart“, denn Gallin habe nach dem Schlusspfiff sofort das Gespräch mit Hildebrandt gesucht und sich bei ihm entschuldigt. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Schiri diese Tatsache im Protokoll vermerkt“, so der Trainer, zudem hat der Verteidiger beim Abwurf nicht gesehen, wo der Unparteiische sich exakt befindet. „Das Video steht im Internet. Da kann sich jeder seine Meinung selbst bilden.“
Keine Mauertaktik
Wiesegart schmerzt es, dass er auf „diese tragende Abwehrsäule“ am Sonnabend ab 15 Uhr verzichten muss. Denn die Grün-Weißen stehen auf dem Sportplatz Ulmenweg dem Tabellenzweiten und Meisterschaftsmitfavoriten VfB/IMO Merseburg gegenüber. Trotz der Konstellation fahren die Piesteritzer nicht mit zittrigen Knien in die Domstadt. Der FC hat in diesem Jahr noch kein Pflichtspiel verloren und marschiert dem Saisonziel 35 Punkte (aktuell 25) mit Siebenmeilenstiefeln entgegen. „Die Zuschauer haben mir nach den letzten beiden Spielen gesagt, dass wir unser Tor zumauern“, erzählt Wiesegart, der diese Taktik als kontrollierte Defensive bezeichnet.
„Fußball“, fügt er an, „ist nun mal ein Ergebnissport.“ Trotz Hinspielniederlage (1:4) und Außenseiterrolle verkündet er selbstbewusst, dass die Gäste aus Merseburg einen Punkt mitnehmen wollen. Wichtig ist, dass seine Mannschaft kein frühes Gegentor kassiert, Nadelstiche in der Offensive setzt und die wenigen Chancen nutzt. „Das war in den vergangenen Partien unser größtes Problem.“ Wiesegart erwartet engagierte Merseburger. Denn nach der Klatsche in Amsdorf (0:3) ist die Mannschaft bestimmt auf Wiedergutmachung aus. Neben Gallin steht Wiesegart noch Patrick Pfeifer (Kreuzbandoperation) nicht zur Verfügung.
Fehlende Leidenschaft
Der Merseburger Cheftrainer Tom Persich ist mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht zufrieden. „Die Gründe dafür sind vielschichtig“, erzählt der frühere Bundesliga-Fußballer (Union Berlin), der bei seinem Team momentan Dinge wie unbedingten Siegeswillen und Leidenschaft vermisst. Bei einigen Fußballern habe er das Gefühl, dass sie sich in der Verbandsliga unterfordert fühlen und sich daher mit anderen Dingen beschäftigen.
„Es muss wieder Feuer in die Mannschaft rein“, so Persich, der sich gut vorstellen kann, dass nicht die gleichen Akteure wie bei der Niederlage in Amsdorf auf dem Platz stehen. Wer gegen Piesteritz aufläuft, muss das Ziel haben, als Sieger vom Platz zu gehen. „Das ist Pflicht.“ Persich kratzt es wenig, dass Stadtrivale Merseburg 99 vor seiner Elf in der Tabelle steht. „Ich habe 21 Jahre in Berlin gelebt. Da hat man eine andere Sichtweise auf die Dinge.“ Nico Kanitz, Patrick Selle, Ricky Wittke und Steven Braun stehen den Tabellenzweiten aus verschiedenen Gründen nicht zur Verfügung. (mz)
Quelle:Mitteldeutsche Zeitung, 18.März 2016