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Posse um Wechsel-Revolution

Philipp Scopp, 15.07.2016

Posse um Wechsel-Revolution

Eine Panne bleibt eine Panne. Der Fußball-Kreisfachverband hat im April für die neue Saison in der Kreisoberliga eine Revolution des Wechselns beschlossen: Fünf- statt bisher dreimal sollen Reservisten pro Partie eine Einsatzchance erhalten. Die Sache hat aber ein Haken: Das Vorhaben verstößt gegen die Spielordnung. Doch die Verantwortlichen geben ihren Plan nicht auf und haben eine pfiffige Idee: Sie verkaufen das ganze als Pilotprojekt und schalten den Landesfußballverband ein.

Tatsächlich können die Lutherstädter in Magdeburg punkten „Wer eine Stunde zu einem Spiel unterwegs ist, sollte auch eine Einsatzchance erhalten“, sagt Christian Reinhardt. Deshalb sei die Genehmigung auf ein Jahr begrenzt schon „vor langem“ erteilt worden, so der Geschäftsführer in der Landeshauptstadt. Das wird in Wittenberg von offizieller Seite auf MZ-Anfrage am Montag aber noch dementiert. Reinhardt ist nicht überrascht und kennt den Grund: „Die Genehmigung ist unter Auflage erteilt worden.“ Und die lösen alles andere als Freude aus. Reinhardt hat sich nach eigenen Angaben am Telefon heftige Kommentare garniert mit vielen Kraftausdrücken anhören müssen.

Mehr Chancen oder mehr Taktik?

Ausgelöst hat das die Forderung nach dem Erstellen einer Wechselstatistik für die vergangene und die neue Saison. „Wir wollen mit dem Pilotprojekt Erkenntnisse gewinnen“, sagt Reinhardt. Es gehe im Kern um die Frage, ob tatsächlich mehr Fußballer echte Einsatzchancen erhalten oder die Trainer die neuen Möglichkeiten als taktisches Mittel nutzen, um ein Resultat über die Zeit zu retten. „Und wir müssen auch die Auswirkungen auf die zweiten Mannschaften kennen“, sagt der Geschäftsführer. Die Gefahr, dass sich Übungsleiter künftig bei den Reserveteams bedienen, damit fünf Wechselspieler auf der Bank sitzen, ist ausgerechnet in dieser Saison besonders groß.

Schließlich wird die Kreisoberliga von 16 auf 14 Teams reduziert, und dadurch erhöht sich die Zahl der Absteiger auf mindestens vier. Und es gibt noch ein Feld, das analysiert werden soll. „Die Schiedsrichter-Gilde hat Probleme angemeldet“, sagt Reinhardt.

Dazu gehört Peter Kein nicht. Der Referee-Boss im Kreis hält das alles für machbar. Einen Sturm des Protestes, das ergibt eine kleine MZ-Umfrage bei den Spielleitern, gibt es tatsächlich nicht. Aber die Vorhaben sind auch noch nicht bei allen bekannt. „Ich weiß von nichts“, sagt Wilfried Fischer, „die sollten uns wenigstens ein Blatt Papier in die Hand drücken.“ Der Gohrauer pfeift auch Spiele in der Kreisliga.

Referee entscheidet allein

Da kann völlig unabhängig vom Pilotprojekt viermal gewechselt werden, und sogar das Zurückwechseln ist erlaubt. Die Entscheidungen dazu liegen in der Hoheit des Kreises. Der gestandene Referee ist empört. „Ich entscheide alles allein: Tor, Abseits, Einwurf, Eckstoß und Foulspiel“, schimpft Fischer und bietet aber eine Lösung an: „Für das Notieren und Dokumentieren der Ein- und Auswechslungen muss man mir eine Schreibkraft zur Seite stellen.“

Doch die benötigt der Kreisverband jetzt dringend selbst zur Erfüllung der Auflagen. „Eine Wechselstatistik für 2015/16 gibt es nicht“, sagt Wittenbergs Präsident Achim Golly. Bis zum Staffeltag am 22. Juli sollen alle Fragen geklärt sein, meint Siegfried Ockert, der Geschäftsführer des Wittenberger Verbands.


Quelle:Mitteldeutsche Zeitung, 14.Juli 2016